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Ausbau KW Kaunertal
Bohren to be not guilty –
Ausbau Kraftwerk Kaunertal
warum morgen das Murmeltier am Fernergries aus dem letzten Loch pfeift
Derzeit engagiert sich die TIWAG, der Betreiber des Kraftwerkes, für die Errichtung eines Pumpspeicherkraftwerkes im Kaunertal als Teil der Kraftwerkskette Ötztal-Pitztal-Kaunertal. Das Projekt ist allerdings ökonomisch und ökologisch umstritten, unter anderem weil große landschaftliche Eingriffe in zum Teil NATURA 2000 geschützten Gebieten nötig wären. Die aktuelle, erweiterte Variante sieht die Errichtung eines zweiten Speichers vor. Das betroffene Gebiet "Fernergries" ist größtenteils innerhalb des Natura 2000 Gebietes und befindet sich im Gletschervorfeld des Gepatschferners.
Das Gebiet ist ein Musterbeispiel für die sukzessive Rückeroberung des Lebensraumes durch die Natur im Zuge der Gletscherschmelze und beherbergt zahlreiche geschützte Pflanzen und Tiere. Außerdem ist es ein einzigartiges Forschungsgebiet für die Gletscherforschung, da der Gletscher hier noch 1850 bis ins Wald- und Almgebiet reichte.
Die Arbeitsgemeinschaft bestehend aus den Firmen Tiefbohr GesmbH und der Grund-Pfahl- und Sonderbau GmbH, war seitens der TIWAG beauftragt zum Ausbau des Kraftwerkes Kaunertal im Bereichs Gepatsch und Fernergries auf einer Höhe von 1700-2100m Erkundungsbohrungen bis zu 250 Meter Tiefe durchzuführen.
Dieses Kraftwerk zählt zu den größten Speicherkraftwerken Österreichs. Es wurde in der Zeit von 1961 bis 1964 erbaut und nutzt das rund 900 Meter hohe Gefälle zwischen dem hinteren Kaunertal und dem Inntal bei Prutz. Am Ende des Kaunertales befindet sich auf 1.660 m Seehöhe der ca. 6 Kilometer lange Mandarfenboden. Er bietet günstig natürliche Voraussetzungen für den Bau des großen Speichers Gepatsch, der zu einem beachtlichen Teil aus Schmelzwässern der vergletscherten Gebirgswelt des Kaunertales gespeist wird. Das Einzugsgebiet des Speichers Gepatsch wurde durch Bachüberleitungen aus dem benachbarten Pitz- und Radurschltal auf 279 Quadratkilometer ausgeweitet. Bei seiner Fertigstellung war der Gepatschdamm der zehnthöchste Schüttdamm der Welt, heute ist er noch immer der höchste geschüttete Damm Österreichs. Seine Dammkrone ist 600 Meter lang, die größte Höhe über der Gründungssohle beträgt 153 Meter. Je nach Speicherstand beträgt die maximal mögliche Kraftwerksleistung zwischen 325 und 392 Megawatt. In einem durchschnittlichen Wasserjahr können 661 Gigawattstunden elektrische Energie erzeugt werden. Dies entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von ca. 188.800 Haushalten.
Im Projektsgebiet liegen aus naturkundlicher Sicht äußerst wertvolle Vegetationseinheiten und Biotopkomplexe vor. Es ist auch Lebensraum einer Reihe Brutvogelarten wie Alpenschneehuhn, Steinhuhn etc., welche sowohl durch EU-Vogelschutzrichtlinien geschützt, als auch in der Roten Liste als gefährdet eingestuft sind. Die Bäche sind im Bereich der geplanten Entnahmen weitgehend durch fehlende anthropogene Beeinträchtigungen gekennzeichnet. Aufgrund des ökomorphologischen Erscheinungsbildes ist das gegenständliche Gewässer im Projektsbereich mit einer hohen ökologischen Wertigkeit einzustufen.
Dementsprechend waren auch die ökologischen Auflagen, die nicht nur durch die Bauaufsicht, sondern auch durch örtliche Umweltschützer kontrolliert wurden – auszugsweise und ohne die Sinnhaftigkeit zu hinterfragen:
Bei allen Bodenverwundungen sind eine vorhandenen Vegetationsdecke und humoses Material getrennt abzuheben, zwischenzulagern und unverzüglich nach erfolgter Erkundungsmaßnahme lagerichtig wiederum aufzubringen. Einsaaten dürfen nur dort erfolgen, wo es notwendig ist und muss mit einheimischem, standortgerechten Material erfolgen – auch bei Minustemperaturen. Im Bereich der Bohrstellen sind mindestens 50 kg Ölbindemittel bereitzuhalten. In den Faggenbach, Schiltibach, Rifflerbach und Speicher Gepatsch dürfen keine Bohrspülwässer eingeleitet werden. Im Bereich Gepatsch ist Spülwasser nur aus dem Speicher zu verwenden, obwohl sich in der Nähe der Bohrstellen einige Bäche mit ausreichender Schüttung befinden, die in den Speicher münden.
Das bei der Bohrung aus dem Bohrloch rückgeführte Spülwasser wird in Spülwannen aufgefangen und bis zum Erreichen der maximalen Sedimentkonzentration wieder verwendet. Nach Erreichen der maximalen Sedimentkonzentration wird der gesamte Inhalt gegen Nachweis fachgerecht entsorgt. Somit gelangen keine Bohrwässer zurück in den Vorfluter.
Schutz von Sumpfgräsern durch aufwendige Podestkonstruktionen. Nachtschichten wurden verboten, um die Tierwelt zu schonen....
Fazit - sollte es zum Bau des geplanten Speicherbauwerkes kommen, so sind wir mit unseren Bohrungen nicht mitschuldig an der Zerstörung eines Naturschutzgebietes. Es muss zu einem Kompromiss zwischen Naturschutz und Kraftwerksbetreibern kommen. Aber bei Gott, beim Bohren zerstören wir die Umwelt sicher nicht und wir erledigen unseren Job verdammt gut.
Bauvorhaben:
Ausbau KW Kaunertal – Geologische Erkundungen
Auftraggeber:
TIWAG – Tiroler Wasserkraft AG
Eduard-Wallnöfer-Platz 2
6020 Innsbruck
Bohrmeister:
Schmid Hans Peter
Sekerija Blasko
Leistungsumfang:
4 Rotationskernbohrungen mit Pegel- und Inklinometereinbau, Geophysik, Hydropacker-, Hydrofrac- und Dilatometerversuche
Bohrgerät: ECO I Raupe und Lkw